Kommentar: Fernbus-Maut und Politik

Erfolg weckt Neider. So wirken sich offenbar die allmählich flotter in Schwung kommenden Fahrgastzahlen der Fernbusse im Wettbewerb der Verkehrsmittel aus. Die Bahn nutzt unter Druck ihre politischen Kanäle für eine Maut-Diskussion und die Verbandsoberen der Busunternehmen hauen auf die Pauke.

Von außen betrachtet: Ob Schiene oder Fahrspur, für alle Wege gilt der faire Konkurrenz-Vergleich. 2014 wurden etwa 19 Millionen Tickets für den Fernbus gelöst, in diesem Jahr sollen es schon 30 Millionen sein. Mit fatalen Folgen für das Lieblingskind der Verkehrspolitiker: Der Bahn gehen vor allem junge Reisende mit schmalem Geldbeutel und großzügiger geplanten Reisezeiten verloren.

Deshalb wurden wohl hinter den Kulissen der Parteien ein paar Strippen gezogen und schon gibt es mitten im Sommerloch eine schöne Debatte um einen Straßentarif für Fernbusse im Linien- und Reisebusse im Tourismusverkehr. Die Lkw-Maut hat Begehrlichkeiten geweckt und die Pkw-Gebühr soll gegen Europa-Bedenken durchgesetzt werden.

Bundesverkehrsminister Dobrindt will im Gegensatz zu CSU-Parteifreund und bayerischem Verkehrsminister Herrmann keine Bus-Maut, bis jetzt jedenfalls. Vielleicht hat er nur noch nicht daran gedacht. Und ihm fällt womöglich die Lösung der Zukunft ein: Die Bus-Maut für alle kommt, also auch für ausländische Busse, aber mit einer komplizierten Rückvergütung für die deutschen Omnibus-Unternehmen. Im Wirrwarr der deutschen Verkehrspolitik erscheint eine Bus-Maut nicht undenkbar. Von Wettbewerbspolitik ist schon länger keine Rede mehr und um die Wünsche der Reisenden ging es noch nie.

Wolfgang Peters

Der Artikel "Kommentar: Fernbus-Maut und Politik" wurde in der Rubrik VERKEHR mit dem Keywords "Fernbus, Bus, Kommentar" von "Wolfgang Peters (vm)" am 10. August 2015 veröffentlicht.