Sonst noch was? - Zwischen Innovationen und Streik

Nachdem der Volkswagen-Konzern tatsächlich auch ohne Herrn Piëch eine Hauptversammlung durchführen konnte, ist es Zeit, sich an dieser Stelle wieder anderen Themen zuzuwenden. Wobei wir Volkswagen dabei nicht aus dem Blick lassen wollen. Dort meldete man insgesamt sehr ordentliche Ergebnisse, musste sich in Sachen Ertrag allerdings einmal mehr von Toyota überflügeln lassen. Runde 16 Milliarden Euro erwirtschafteten die Japaner im abgelaufenen Geschäftsjahr, da wird man in Wolfsburg ein wenig neidisch schauen. Muss man aber nicht.

Viellicht liegt der Rekordgewinn am Ertrag der vielen Innovationen, die Toyota in den vergangenen Jahren vorgestellt hat. Vielleicht aber auch daran, dass man diesbezüglich gerade etwas auf der Bremse zu stehen scheint und entsprechend weniger Geld ausgibt, was dann den Gewinn aufhübscht. Wie eine aktuelle Studie des Center of Automotive Management der FH Bergisch-Gladbach darstellt, ist Toyota erstmals aus den Top Ten der innovativsten Unternehmen gerutscht, während der Volkswagen-Konzern die Liste anführt. Dabei hat Toyota mit dem Mirai sogar ein Brennstoffzellenauto am Start. Auf der anderen Seite gibt es bei den Hybriden keine großen Innovationen mehr. Die Technik ist ausgereift, das reduziert die Zahl der nötigen Neuerungen.

VW, das zeigt auch ein kurzer Blick auf die Themen des Wiener Motorensymposiums, arbeitet derweil eifrig an der Verbesserung des Verbrennungsmotors und kann dort einige Innovationen vorstellen. Das bringt die Marke im Ranking nach oben, kostet aber Geld und spielt erst später welches ein. Wobei man auch dem eigentlich seriösen Innovationsranking immer mit einer kleinen Portion Skepsis begegnen sollte.

Wenn man nur genug Kategorien für Neuerungen sucht, findet man auch entsprechend viele Marken und Modelle, die man auszeichnen kann. Das Prinzip kommt uns von der einen oder anderen Preisverleihung bekannt vor, wobei wir dem Institut an dieser Stelle nichts unterstellen wollen.
Unterstellen würden wir dem Bundesrat eine gewisse Konfliktscheu. Jedenfalls hat er das Gesetz über die Pkw-Maut einfach passieren lassen - wohl in der Hoffnung, dass man in Brüssel schnell genug agieren wird, um den Unsinn doch noch zu stoppen. Jedenfalls konnten wir derlei inoffiziell aus durchaus beteiligten Kreisen vernehmen. Sagt aber keiner laut und man will ja auch keinen Krach in der Koalition vom Zaun brechen. Dafür taugen andere, weniger verkehrsbezogene Themen mehr.

Zu den Dauerbrennern der Woche gehört natürlich auch der Streik der Lokführer, der erstaunlich wenig Chaos auszulösen scheint. An dieser Stelle gilt einmal festzuhalten: Die dürfen das, auch wenn sie ein ganzes Land mit eher kleinen und manchmal unverständlichen Forderungen behelligen. Und sie streiken, weil sie irgendein handfestes Ergebnis erzielen müssen, damit sie angesichts des drohenden Tarifeinheitsgesetzes nicht überflüssig werden. Nebenbei sieht das Grundgesetz übrigens durchaus vor, dass man auch kleine Gewerkschaften gründen darf und die dürfen sich dann natürlich auch mit Streiks bemerkbar machen.

Das ändert nichts daran, dass Herr Weselsky vom Autovermieter Sixt erneut zu Recht via Werbung zum ,,Mitarbeiter des Monats" gekürt wurde. Die Fernbuslinien-Betreiber würden ihm wohl auch ein klitzekleines Denkmal an eine bislang unbekannte Haltestelle setzen, während die Bahn ungerührt den Streik mitmacht und sich deutlich mehr Einnahmen entgehen lässt, als die Forderungen der Streikenden kosten würden. Logisch ist das nicht, aber Politik ist ein Spiel auf Zeit, weil das oben erwähnte Gesetz ja erst kommen soll. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

Der Artikel "Sonst noch was? - Zwischen Innovationen und Streik" wurde in der Rubrik VERKEHR mit dem Keywords "Sonst noch was?" von "Günter Weigel/SP-X" am 10. Mai 2015 veröffentlicht.