Logistik

Volvo Trucks: Vier auf einen Streich

Hersteller Volvo Trucks sorgt derzeit für Aufmerksamkeit in der Transportbranche. Die Schweden erneuern ihre schweren Lkw-Baureihen nicht wie üblich häppchenweise, sondern gleichzeitig im Bündel. Hier die ersten konkreten Produktinformationen aus Göteborg.


Hersteller Volvo Trucks sorgt derzeit für Aufmerksamkeit in der Transportbranche. Die Schweden erneuern ihre schweren Lkw-Baureihen nicht wie üblich häppchenweise, sondern gleichzeitig im Bündel. Hier die ersten konkreten Produktinformationen aus Göteborg.

Die Konjunktur meint es derzeit nicht gut mit den Lkw-Herstellern. Sie spüren die erste Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage vorauseilend, die Beschaffung von Transportgerät ist immer ein Frühindikator der wirtschaftlichen Erwartungen. Doch die Produktstrategie der Hersteller ist natürlich langfristig angelegt. Und weil die Coronaviren keine großartige Festivität erlauben, präsentiert Volvo Trucks die neuen schweren Trucks eben per Videokonferenz.

Dass die Schweden gleichzeitig vier Baureihen präsentieren, ist sicher dem Kostendruck geschuldet. Auch wenn es unter Marketinggesichtspunkten sicher bessere Lösungen gäbe. Wer aber hinter die Kulissen blickt, kann die Entscheidungen der Volvo-Trucks-Verantwortlichen durchaus nachvollziehen.

Richtig neu sind die schweren FM-Fahrzeuge für den Verteilerverkehr, auch die FMX-Typen für den Bau. Sie erhalten jetzt ein attraktives Fahrerhaus, mit mehr Platz und mehr Übersicht. Es wurde auch Zeit, die alten Kabinen der Vorgängermodelle hatten nach mehr als 30 Jahre Bauzeit ihren Zenith schon weit überschritten. Die neuen, vom FH-Fernverkehrsflaggschiff abgeleiteten Fahrerhäuser bieten jetzt rund einen Kubikmeter mehr Raum und deutlich größere Scheiben.

Jetzt verfügt Volvo Trucks über eine breite Palette an Kabinen - kurze oder lange, niedrige, normalhohe oder großzügig hohe - die so gut wie jeder Kundenanforderung gerecht wird. Von außen zeigt die neue Volvo-Generation ein vertrautes Familiengesicht mit markanten Linien. Ein wesentlicher Vorteil der neuen FM- und FMX-Typen sind durchwegs bequeme weil niedrige Einstiegsverhältnisse für den Fahrer. Der darf sich auch über neue Rückspiegel freuen, die eine bessere Sicht auf die Flanken bieten. Auf eine generelle Standardisierung von Mirror Cams verzichten die Westschweden Stand heute. Aber eine im rechten Spiegel integrierte Kamera sorgt für einen Weitwinkelblick im Monitor, wenn der Fahrer vor dem Abbiegen den Blinker setzt.

Der im Vergleich zum Vorgänger opulente Innenraum beglückt den Fahrer mit erweiterten Staufächern, und noch wichtiger, mit verstärkter Isolierung gegen Kälte, Hitze und Lärm. Als Highlight preist der Hersteller sein neues Armaturenbrett mit hochauflösender 12-Zoll-Instrumentenanzeige, die analogen Zeiten sind auch bei Volvo Vergangenheit. Aber trotz aller "connected services" soll die Bedienung der neuen Trucks einfacher sein und Ablenkungen von der Lenkarbeit minimiert.

Neu ist ein zusätzliches 9-Zoll-Display für Navigation, Transportinformationen und die Kameraüberwachung - im FH-Flaggschiff ist es Serie, FM- und FMX-Kunden zahlen Aufpreis.
Auch unter dem Fahrerhaus gibt es Neues. Vor- und Nachlaufachsen bieten größere Einschlagwinkel, damit werden lange und schwere Lkw wendiger. Gerade FMX-Fahrer werden den neuen Bremsomat schätzen, der eine eingestellte Bergabgeschwindigkeit hält und unerwünschte Beschleunigungen auf starken Gefällen verhindert. Nachgebessert wurde auch der Abstandsregeltempomat, der jetzt bei allen Geschwindigkeiten bis hin zum Stillstand regelt. Neu ist die Verkehrszeichen-Erkennung, die dem Fahrer per Display anzeigt, wenn er mit Überholverboten oder mit Geschwindigkeitsbegrenzungen konfrontiert wird.

Nicht gänzlich neu präsentiert sich die FH-Baureihe für den Fernverkehr. Es bleibt beim bewährten Fahrerhaus, das sich mit allerlei Zierrat vom Vorgängermodell abhebt. Die seitlichen Blinker wurden zu den Türen verlegt, die Wischerverkleidung fällt schlanker aus. Ein wesentlicher Vorteil: Die neuen Hauptscheinwerfer leuchten die Fahrbahn mit adaptivem LED-Fernlicht aus. Der Fahrer kann aufs Abblenden verzichten, ausgewählte Segmente des Fernlichts werden per Kamera- oder Radarsignal automatisch deaktiviert.

Natürlich verfügt auch der FH über das aufgewertete Volvo-Cockpit. Das leicht erreichbare 9-Zoll-Display ermöglicht dem Fahrer zahlreiche Möglichkeiten der Interaktion: durch übersichtliche Tasten am Lenkrad, über eine Sprachsteuerung oder per Touchscreen. Sicherheitsfunktionen wie die Kollisionswarnung plus Notbremse und die elektronische Stabilitätskontrolle gehören jetzt zur Serienausstattung des neuen FH. Die elektrohydraulische VDS-Lenkung inklusive Spurhalte- und Stabilitätsassistent ist als Option erhältlich.

Was sich bisher bewährt hat, findet man auch in den neuen Schweren von Volvo Trucks. Die erst kürzlich nachgebesserten Antriebskomponenten erfüllen die Euro 6D-Abgasnorm und werden mehr oder weniger aus den Vorläufer-Baureihen übernommen. In den FM- und FMX-Typen sind es die bekannten 11- und 13-Liter-Diesel, die mit bis zu 500 PS für Dynamik sorgen. Im FM-Verteiler darf es auch ein LNG-Erdgasmotor (Liquified Natural Gas) mit 420 oder 460 PS sein, der auch im FH für den Fernverkehr angeboten wird. Für den steht eine breite Motorenpalette an 13-Liter-Sechszylindern bereit, besondere Beachtung verdienen die I-Save-Motoren mit Turbocompound-Turbinen. Hier verspricht Volvo Trucks eine Kraftstoffeinsparung von bis zu sieben Prozent.

Wer mehr Leistung möchte, kann wie gehabt zum 16-Liter-Sechszylinder greifen. 550, 650 oder gar 750 PS und 3.550 Newtonmeter, der Kunde bekommt hier den stärksten Serien-Lkw Europas. Der firmiert übrigens bei Volvo Trucks als FH 16, als eigenständiges Modell. Die exklusive Nummer Vier im Volvo-Quartett erfüllt besonders anspruchsvolle Transportaufgaben, der Fahrer wird mit einer erlesenen Fahrerhaus-Ausstattung verwöhnt. "Ein Fall für verdiente Fahrer", empfehlen die Schweden, denn die sind heute so wertvoll wie noch nie.

Wolfgang Tschakert / mid

Der Artikel "Volvo Trucks: Vier auf einen Streich" wurde in der Rubrik NFZ & FUHRPARK mit dem Keywords "Lkw, Logistik, Lastwagen, Neuheit" von "Wolfgang Tschakert" am 4. März 2020 veröffentlicht.

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