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Fünf Meter mit Stern: Die neue Mercedes E-Klasse im Test

Sie ist der Klassiker in der Benz-Flotte: Die E-Klasse von Mercedes. Ein Auto fürs gesetzte Publikum, vor allem aber mit stattlichen Verkaufszahlen. Allein 2019 wurden 350.000 Fahrzeuge verkauft. Seit Juni gibt es das Facelift der aktuellen Baureihe. Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat die Kombi-Version zum Alltagstest gebeten.


Sie ist der Klassiker in der Benz-Flotte: Die E-Klasse von Mercedes. Ein Auto fürs gesetzte Publikum, vor allem aber mit stattlichen Verkaufszahlen. Allein 2019 wurden 350.000 Fahrzeuge verkauft. Seit Juni gibt es das Facelift der aktuellen Baureihe. Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat die Kombi-Version zum Alltagstest gebeten.

Fünf Meter Mercedes mit Stern auf der Haube. Ziemlich sportlich steht der E 400d 4Matic als T-Modell auf der Straße. Und streift das alte Image als fahrbare Hutablage endgültig ab. Das T-Modell, wie bei den Stuttgarter Autobauern die Kombis genannt werden, streckt sich schier endlos in die Länge, pure Eleganz, kaum ein Anflug von Behäbigkeit.

Das trifft auch auf das moderne Interieur zu. Vor allem beim digitalen Cockpit (erweiterbar auf 12,3 Zoll) liegt man mittlerweile schon fast auf S-Klasse-Niveau. Die Grafik ist modisch, wer will kann sich aber auch die guten alten Rundinstrumente auf den Bildschirm holen. Selbst AR-Technik ist an Bord. AR heißt Augmented Reality und bedeutet "die erweiterte Wirklichkeit". Ein Paradebeispiel dafür ist eine Navigationsanwendung. Nun gibt es keinen Zweifel mehr, in welche Straße man wirklich abbiegen muss. Das zentrale Display zeigt das von der Fronkamera aufgenommene aktuelle Bild, kleine blaue Pfeile huschen genau dorthin, wo man fahren muss. Das ist praktisch und erleichtert das Navigieren auf unbekanntem Terrain enorm.

Digital aufgerüstet hat Mercedes auch beim Sprachassistenten des MBUX-Systems. Tadellos und auf Anhieb versteht die Dame, was man will. Für manche Kunden dürfte es allerdings gewöhnungsbedürftig sein, dass das Auto einen neuerdings duzt. "Du hast Dein Ziel erreicht", schallt es jetzt aus dem Lautsprecher. Dafür aber kann der Computer-Assi auch mehr. Wer spontan in die Berge fahren will, kann sich zum Beispiel den Schneebericht vorlesen lassen. Und gegen Langeweile auf langen Urlaubs-Fahrten hilft das eigene Horoskop oder das der Mitfahrer. Was die Sterne zu sagen haben, wird einem von der sympathischen Stimme vorgelesen.

Überhaupt ist die E-Klasse für lange Trips gut geeignet. Das fängt beim Stauraum an, der bei 640 Litern liegt, umgeklappt passen sogar 1.820 Liter rein. Und hört bei Zuladung und Anhängelast auf. Knapp 700 Kilo Gewicht dürfen ins Auto rein, die Anhängelast beträgt 2,1 Tonnen. Schon an diesen Daten sieht man, der E-Klasse-Kombi ist ein Pack- und Lastesel auf dem Niveau einer Premium-Limousine. Das bewährt sich auch im Alltag beim großen Wochenend-Einkauf oder im Möbelhaus: Einfach die Rückbank elektrisch umklappen (geht jetzt auch im Verhältnis 40:20:40), schon tut sich eine fahrbare Lagerhalle mit einer Länge von zwei Metern auf.

Dafür, dass das T-Modell knapp über zwei Tonnen wiegt, kreuzt es leichtfüßig durch die Stadt und lädt sogar zur Kurvenhatz auf dem Land ein. Schon das normale Fahrgestell mit Schraubenfeder vorne und Luftfedern hinten ist ziemlich bequem. Wer besonderen Wert auf Komfort legt, sollte noch mal 1.700 Euro drauflegen - für die Dreikammer-Luftfederung mit dem für jedes Rad individuell einstellbaren Dämpfersystem. Geschmeidig und sanft gleitet man damit wie auf einem fliegenden Teppich dahin. Aber das Fahrwerk kann auch anders: Im Sport-Modus wird aus der flauschigen Matratze ein hartes Brett.

Der Sechszylinder-Motor mit seinen 330 PS hat ebenfalls zwei Gesichter. Gutmütig, mit der für Mercedes-Dieselmotoren so typischen Laufruhe, oder giftig, wenn das stramme Drehmoment von 700 Newtonmetern (Nm) in Schwung kommt. Da staunt der Ampel-Nachbar, wenn aus dem eleganten Gleiter eine kleine Rakete wird. In 5,3 Sekunden geht es von 0 auf Tempo 100. Noch nicht lange her, dass solche Werte reinen Sportwagen vorbehalten waren.

Das flotte Mobil verlangt bei der Anschaffung jedoch nach einem prallen Kontostand. Den Sechszylinder-Diesel mit Allradantrieb gibt es ab 67.550 Euro. Aber erst 23.000 Euro später hat man seinen Traum-Benz mit Multibeam-LED-Scheinwerfern (1.508 Euro) oder Business-Paket mit AR (3.132 Euro) zusammengestellt. Da fallen Details wie die Projektion des Sterns auf den Gehsteig eher nicht ins Gewicht. Der optische Gag darf einem schon 145 Euro wert sein.

Dass zwei USB-Buchsen im Fond des Autos mit 52,20 Euro zu Buche schlagen, ist von der Summe her kein Thema. Allerdings schon ein wenig kleinlich für eine Luxusmarke wie Mercedes.

Rudolf Bögel / mid

Technische Daten Mercedes E 400d 4matic T-Modell:

- Länge / Breite / Höhe: 4,95 / 2,07 / 1,47 Meter
- Motor: 3,0 Liter-Sechszylinder-Diesel
- Hubraum: 2.975 ccm
- max. Leistung: 243 kW/330 PS
- max. Drehmoment: 700 Nm
- 9-Gang-Automatik, Allradantrieb
- 0-100 km/h: 5,3 Sekunden
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Normverbrauch: 6,3 l - 6,6 /100 km
- CO2-Emission: 166 - 174 g/km
- Preis: ab 67.575 Euro

Der Artikel "Fünf Meter mit Stern: Die neue Mercedes E-Klasse im Test" wurde in der Rubrik NFZ & FUHRPARK mit dem Keywords "Auto, Praxistest, Kombi, Diesel, Preise, Test, Premiumfahrzeug" von "Rudolf Bögel" am 18. Dezember 2020 veröffentlicht.

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