Nutzfahrzeuge

TGE 6.180: Kleiner MAN mit mehr Tragkraft

Der Münchner Lkw-Hersteller MAN lässt mit einem markenuntypisch kleinen Kipper aufhorchen. Der robuste TGE vom Typ 6.180 bietet samt Meiller-Aufbau stolze 500 Kilo mehr Nutzlast, im Revier der Fünftonner ist das schon eine Ansage. Grund genug, dem MAN-Leichtgewicht etwas näher zu treten.


Der Münchner Lkw-Hersteller MAN lässt mit einem markenuntypisch kleinen Kipper aufhorchen. Der robuste TGE vom Typ 6.180 bietet samt Meiller-Aufbau stolze 500 Kilo mehr Nutzlast, im Revier der Fünftonner ist das schon eine Ansage. Grund genug, dem MAN-Leichtgewicht etwas näher zu treten.

Der MAN TGE versucht sich beinahe baugleich mit dem VW Crafter am Markt. Aber eben nur beinahe, das macht sich an diesem Modell signifikant bemerkbar. Denn schnell hatten die Münchner Branchenexperten raus, dass die Bauwirtschaft auch in der leichten Gewichtsklasse robuste Fahrzeugkonzepte verlangt. Beispielsweise solche mit stabilen Aufbauten wie den Meiller-Kipper. Damit packt der kleine Truck eine Laderschaufel Kies, eine Palette Steinplatten oder gar eine Baggerschaufel - dank Stahlboden und Wänden aus Stahl, ein kräftiger Hilfsrahmen verstärkt das Rückgrat des TGE.

Allerdings muss das Fahrgestell für den Meiller-Kipper zusätzliche 700 Kilo schultern. Damit war in München schnell der Entschluss gereift, den TGE etwas aufzulasten. Auf 5,5 Tonnen, der TGE trägt im Typenschild eine "6", mit der er sich von den gewöhnlichen Fünftonnern abhebt. Mit einem Feintuning, nicht für mehr Schnickschnack, sondern für mehr Nutzwert, damit der Großtransporter 500 Kilo mehr Ladung stemmen kann. Insgesamt sind es stattliche 2.500 Kilogramm, die der TGE legal schultern darf. Ein 7,5-Tonner aus der nächstgrößeren MAN-Baureihe TGL schafft wegen seines hohen Eigengewichts kaum mehr.

Die Münchner verpassen ihrem TGE verstärkte Hinterachsfedern, es sind Zweiblattfedern mit einem zusätzlichen Stützblatt. Das Federbündel ist die entscheidende Komponente, sonst ist der kleine Kippertruck dem höheren Ladungsgewicht jederzeit gewachsen. Dabei geht es auch Überlastreserven, nicht aber um mutwilliges Überladen. Die Münchner Bauexperten sprechen von hohen Punktlasten, die der Transport schwerer Bauteile, beispielsweise Betonringe oder Baumaschinen, mit sich bringen. Die kann man auch, wie es sich gehört, artgerecht und sicher verzurren. In der Ladefläche stecken acht versenkbare Zurrösen, die sonstigen Ladungen auch nicht im Weg stehen.

Jetzt aber genug mit Nutzfahrzeugkunde. Der rote TGE-Kipper lädt mit weit geöffneter Tür zum Einsteigen ein. Nur ein kleiner Schritt nach oben, schon ist man drin. Die Fahrertür schließt mit sattem Plopp, der vorauseilend gute Qualität verspricht. Der Fahrer kennt sich sofort aus, ganz ohne Einweisung und ohne Betriebsanleitung. Prima Sitze, gut einsehbare Armaturen, auch die Spiegel sind einwandfrei und groß genug. Ein Dreh mit dem klassischen Zündschlüssel, der Diesel springt sofort an und fällt in einen flüsterleisen, gar nicht Lkw-ähnlichen Gleichlauf. Der Vierzylinder-Diesel aus dem VW-Regal ist kein Grobmotoriker, man merkt es gleich beim Beschleunigen aus dem Stand. Und erst recht vollbeladen, wenn er aus einer Baugrube klettert. Der schlanke Zweiliter-TDI braucht ein paar Touren mehr, um in die Gänge zu kommen. Grundsätzlich steht er aber mit 410 Newtonmeter Drehmoment und 177 PS Nennleistung gut im Futter.

Das Sechsgang-Handschaltgetriebe lässt sich flink schalten, der kurze Joystick am Armaturenträger eilt treffsicher durch die beiden Gassen. Schnell ist der TGE auf 80 km/h, der 5,5-Tonner fährt ja auch nur maximal 90 km/h, wie es der Gesetzgeber verlangt. Der schreibt für den Fahrer des schweren TGE übrigens den C1-Führerschein vor, auch wenn er kaum größer als ein 3,5-Tonner ausfällt. Der TGE 6.180 darf einen 3,5 Tonnen schweren Anhänger ziehen (mit C1E-Führerschein), so viel gesteht MAN seinem kleinen Paradekipper zu. Aber nur acht Tonnen Zuggesamtgewicht, um die Bremsen und die Antriebskomponenten nicht zu überlasten. In diesem Fall würden wir wegen des höheren Anfahrvermögens zum optionalen Automatikgetriebe mit acht Gängen raten.

Abseits befestigter Straßen ist der TGE-Kipper eher weniger talentiert. Seine kleinen 17-Zöller fallen in jedes Loch, die limitierte Bodenfreiheit vorn setzt ihm enge Grenzen. Zudem scharrt die Hinterachse auf losem Kies - und erst recht mit leerer Kippbrücke - schnell mit ihren zwillingsgereiften Rädern. Eine Differenzialsperre, das wäre es jetzt - die gibt es bei MAN aber nur für die größeren Lkw-Modelle. Und einen TGE-Allradler auch nur für die 3,5-Tonner, jedenfalls ab Werk. Die Hersteller MAN und VW haben hier vor allem verkaufbaren Stückzahlen im Blick. Die sind im Bau- und Baunebengewerbe, bei Handwerkern und im Gartenbau zu finden. Und die fahren zu 90 Prozent auf der Straße.

Wolfgang Tschakert / mid

Technische Daten MAN TGE 6.180:

- Motor: Diesel-Vierzylinder

- Hubraum: 2.000 ccm

- Leistung: 130 kW/177 PS bei 3.600 U/min

- Max. Drehmoment: 410 Nm bei 1.500 - 2.000 U/min

- Abgasnorm: Euro VI D

- Kraftübertragung: Heckantrieb, Sechsgang-Schaltgetriebe.

- Fahrwerk: Vorderachse mit Federbein-Einzelradaufhängung, zul. Achslast 2.200 kg; starre Hinterachse, 3-Blatt-Federung; zul. Achslast 4.000 kg

- Bremsanlage: hydraulische Scheibenbremsen an beiden Achsen, elektronische Bremslastverteilung, ABS, ASR; Bereifung 205/70 R 17

- Länge / Breite / Höhe: 6,20 / 2,43 / 2,32 m (ohne Stirnwanderhöhung)

- Radstand: 3.640 mm

- Leergewicht (mit Meiller-Kipper): 3.000 kg

- Nutzlast: 2.500 kg

- Zul. Gesamtgewicht: 5.500 kg

- Zul. Anhängelast: 3.500 kg

- Grundpreis TGE-Fahrgestell: 36.730 Euro

Der Artikel "TGE 6.180: Kleiner MAN mit mehr Tragkraft" wurde in der Rubrik NFZ & FUHRPARK mit dem Keywords "Lkw, Nutzfahrzeuge, Praxistest, Test" von "Wolfgang Tschakert" am 28. April 2020 veröffentlicht.

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