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XCeed gegen Ceed Sportswagon: Schön oder praktisch?

Zwei kompakte Kia-Modelle, zwei unterschiedliche Preise: Der Praxis-Check des Motor-Informations-Dienstes (mid) klärt, ob sich der Mehrpreis des schicken XCeed gegenüber dem größeren Ceed Sportswagon lohnt.


Zwei kompakte Kia-Modelle, zwei unterschiedliche Preise: Der Praxis-Check des Motor-Informations-Dienstes (mid) klärt, ob sich der Mehrpreis des schicken XCeed gegenüber dem größeren Ceed Sportswagon lohnt.

Der Passant kann sich gar nicht losreißen vom Anblick des Testwagens, der vor der Haustür parkt. Immer wieder umkreist er das Auto, ein prüfender Blick von links hinten, ein weiterer genau von vorn, einer durch die Scheibe ins Cockpit. Das Angebot des Testfahrers, sich hineinzusetzen, nimmt der Mann dankend an, streicht über das Lenkrad, fragt nach der Leistung.

Dabei hat kein italienischer Supersportwagen die Neugier entfacht, sondern ein koreanischer Crossover, der Kia XCeed. Ein softes SUV, das, wie der Name schon verrät, auf dem Kompaktwagen Ceed basiert. Leicht erhöht, mit ausdrucksstarker Front und elegantem, coupéhaften Heck: Die für das Europa-Auto Ceed verantwortliche Frankfurter Design-Dependance hat wieder ganze Arbeit geleistet.

Zwei Wochen später, derselbe Parkplatz, dieselbe Automarke, ein ähnliches Modell: Wieder passiert der Mann, zwei Hunde im Gefolge, das hier geparkte Fahrzeug, diesmal der Ceed Sportswagon. Der ist ihm keinen Extra-Blick wert.

Dabei sind die Fahrzeuge technisch nahezu identisch. Doch schick und trendig kommt der eine daher, vernünftig und praktisch der andere. Vor allem praktisch: Der Sportswagon ist deutlich länger und verfügt bei umgeklappten Sitzen über einen Gepäckraum von bis zu 1.694 Litern. Das sind immerhin 316 Liter mehr als beim XCeed. Und dann der Preis: In der Basisversion ist der Sportswagon 3.700 Euro günstiger - dann allerdings mit karger Ausstattung. Als direkt vergleichbare Edition 7 bleiben bei gleicher Ausstattung und Motorleistung nur noch einige Hunderter Differenz.

Ab 21.390 Euro gibt es also mit dem XCeed zwar keinen billigen, aber einen fair gepreisten Soft-SUV mit überzeugendem Äußeren. Das Interieur ist dagegen eher konventionell: Statt dem mittlerweile auch in dieser Klasse aufkommenden virtuellen Cockpit sind serienmäßig klassische analoge Instrumente verbaut (optional bietet der XCeed ein virtuelles Cockpit). Dazu gibt's ein großes Display, das beispielsweise per Apple Carplay oder Android Auto das Smartphone spiegelt und so Zugriff auf Maps-Navigation, Spotify und andere gewohnte Apps bietet. Verglichen mit europäischen Wettbewerbern wirkt alles etwas schlichter, aber keinesfalls schlechter. Die Materialien wirken solide und sauber verarbeitet.

Man sitzt minimal erhöht, aber das fällt wirklich nur im direkten Vergleich zum Normal-Ceed - oder eben dem Sportswagon - auf. Vier Insassen reisen auch über weitere Strecken entspannt, das leicht abfallende Heck beeinträchtigt die Kopffreiheit auch größerer Hinterbänkler nicht. Eng wird es erst, wenn im Fond drei Mitreisende Platz nehmen, eventuell in Kindersitzen: Dann stören die Ausformungen der beiden äußeren Sitze. Diese, plus einem besseren Notsitz dazwischen, sind auch bei eigentlich familientauglichen Autos eine unschöne Mode-Erscheinung.

Auch der Gepäckraum taugt eher für Paare und eine kleine Familie, da fordert das trendige Design dann doch seinen Tribut. Wer des Öfteren mit größerem Anhang unterwegs ist, sollte sich daher in der Tat den eher praktischen Sportswagon näher anschauen. Der Unterschied offenbart sich sofort beim Öffnen der Heckklappe: 625 Liter bei aufgestellten Rücksitzen und somit gut ein Drittel mehr als beim kürzeren SUV-Bruder, sind ein sehr respektabler Wert. Der Sportswagon steckt was weg, und per flexiblem Schienensystem lässt sich sogar etwas Ordnung hineinbringen.

Ist das Gepäck verstaut, zeigen sich beide Modelle als angenehme Reisebegleiter. On-Bord-Navi oder die Alternative über das eingebundene Smartphone funktionieren beide gut, wobei die Mobilfunk-Option die aktuelleren Verkehrsnews berücksichtigt, das Kia-System dafür seine Fahr-Anweisungen komfortabler aufbereitet. Geschmackssache - wie auch die Assistenzsysteme, etwa jenes zur Spurhaltung. Das kann auf langen Autobahn-Etappen schon mal nerven, lässt sich aber abschalten. Gut funktioniert in der Praxis der Notbremsassistent zum Schutz von Fußgängern, wie eine etwas prekäre Situation in der Nacht mit dem XCeed bewies: Noch vor dem Fahrer reagierte das Auto auf einen dunkel gekleideten Passanten, der unachtsam die Straße überquerte, und bremste kräftig.

Zur Motorisierung empfohlen sei der Benziner mit 140 PS, wenn auch gerade dem Xceed die Zusatzpower der nächsten Stufe mit 204 PS gut ansteht. Der Unterschied ist allerdings nicht sehr gewaltig. Um ihn zu erfahren, muss man den verfügbaren Drehzahlreich schon bis zum Anschlag ausnutzen und Antriebseinflüsse in der Lenkung akzeptieren.

Bei einem Crossover mit einem etwas - auch durch das Design gestützten - sportlichen Anspruch stört das nicht weiter. Wer so ein Auto kauft, will es auch mal ein bisschen krachen lassen. Der Sportwagon dagegen ist vernünftiger und praktischer, als es sein Name suggeriert. So dürfte jeder der beiden Ceeds seine Fans finden.

Marcus Efler / mid

Technische Daten Kia XCeed 1.6 T-GDI
Motor: Vierzylinder Turbo
Hubraum: 1.591 ccm
Leistung: 150 kW/204 PS
max. Drehmoment: 265 Nm
Länge / Breite / Höhe: 4,40 / 1,83 / 1,50 m
Gewicht: 1.375 kg
Höchstgeschw.: 220 km/h
0 - 100 km/h: 7,7 Sekunden
Verbrauch: 6,9 l/100 km
CO2-Emission: 158 g/km
Preis: ab 28.290 Euro

Technische Daten Kia Ceed Sportswagon 1.4 T-GDI:
Motor: Vierzylinder Turbo
Hubraum: 1.353 ccm
Leistung: 103 kW/140 PS
Drehmoment: 242 Nm
Länge / Breite / Höhe: 4,60 / 1,80 / 1,47 m
Gewicht: 1.352 kg
Höchstgeschw.: 210 km/h
0 - 100 km/h: 9,1 Sekunden
Verbrauch: 5,7 l/100 km
CO2Emission: 129 g/km
Preis: ab 23.390 Euro

Der Artikel "XCeed gegen Ceed Sportswagon: Schön oder praktisch?" wurde in der Rubrik NFZ & FUHRPARK mit dem Keywords "Auto, Vergleich, Kompakter, Kombi, Praxistest" von "Marcus Efler" am 31. Januar 2020 veröffentlicht.

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