Reportage

Neues vom Traton Innovations-Campus

Es ist ein wenig wie bei James Bond. Agent 007 drückt auf den Fahrzeugschlüssel und schon kommt das Auto angefahren. Das Selbstfahrende versteht sich.


Es ist ein wenig wie bei James Bond. Agent 007 drückt auf den Fahrzeugschlüssel und schon kommt das Auto angefahren. Das Selbstfahrende versteht sich. Jetzt ist es Oktober 2019. Es ist schon recht kalt in Södertälje. An das James-Bond-Auto aus der Kino-Trickkiste denkt kaum jemand mehr. Hier und jetzt zählt nur der selbstfahrende Scania AXL auf dem Testgelände nahe Stockholm. Hier ist Projektleiter Eric Falkgrim sozusagen James Bond.

"It's Showtime! Eric Falkgrim drückt auf den LKW Schlüssel und schon biegt in 200 Meter Entfernung ein orangefarbener Koloss um die Ecke, der autonome Truck von Scania. Keine Trucker-Kabine, nur eine schwarz getönte Scheibe hinter der sich viel Technik versteckt, ziert die Front. Alleine 20 Kameras und verschiedene Radarsysteme überwachen den selbstfahrenden Riesen. Der kann in Zukunft, so der Plan, beispielsweise auf Baustellen eingesetzt werden, Bauschutt transportieren und selbstständig entladen.

Projektleiter Eric Falkgrim sagt: " Für uns ist es ein Konzept LKW. Während unserer Tests wollen wir ständig Erkenntnisse darüber sammeln, was wir noch besser machen können". Das Thema autonomes Fahren im Bereich Lastwagen, ist nur ein kleiner Teil dessen was die Traton-Gruppe an Ihrem Innovationstag in Södertälje zeigt und öffentlich diskutiert. Das Kunstwort "Traton" steht für "Transforming Transportation". Traton ist ein Zusammenschluß der VW Marken, MAN, Scania und Volkswagen Caminhoes e Onibus (VWCO).

Elektromobilität für LKW und im Transportwesen ist ein noch wichtigeres Thema in der gesamten Branche und so zielt Andreas Renschler, Vorstandsmitglied der VW AG und CEO von Traton auf nichts geringeres als die Marktführerschaft unter Herstellern von E-LKW und E-Bussen.

Noch mehr Geld soll in Zukunft aus dem Topf des Forschungs- und Entwicklungs-Budgets von Traton in diese Technologien und gemeinsame Plattformen der Marken fließen. Bis 2025 wolle man mehr als eine Milliarde Euro investieren.
Auch Probleme wurden aufgezählt.: fehlende Lademöglichkeiten aber auch zu hohe Anschaffungs- und Betriebskosten für Batterieelektrische Fahrzeuge.

Der Traton-Chef erwartet jedoch, dass "mittelfristig Batterie betriebene LKW im Verteilerverkehr und Stadtbusse über ihren Lebenszyklus hinweg TCO-Parität (Total Cost of Ownership) mit fossilen Antrieben erreichen werden." Die Gründe dafür seien
fallende Batteriezellen Preise, sowie längere Lebenszyklen. So könnte in zehn bis 15 Jahren dann jeder dritte LKW und Bus der Traton-Marken mit alternativen Antrieben fahren, die meisten davon sogar rein elektrisch.

Fertige Modelle und Prototypen stehen schon aufgereiht auf dem Gelände in Södertälje. Isabel Jeschek ist zuständig für den MAN Linienbus "Lion's City E". Der hat eine Reichweite von 200 Kilometern unter schlechten und 270 km unter guten Bedingungen. "Reliable Range" nennen Sie das bei MAN. Ein Busfahrer könne nicht jeden morgen aufs Thermometer schauen und sagen, heute ist es schön warm, da fahren wir einfach mal eine längere Strecke, weil der Akku bei schönem Wetter länger hält.

Nein, der Fahrer müsse sich immer auf einen bestimmten Radius verlassen können und das seien beim "Lion's City E" 200 KM. Aufgeladen wird der Bus im Depot über einen standardisierten CCS-Stecker. In unter drei Stunden ist der E-Bus dann wieder zu 100 Prozent geladen. MAN muss sich mit dem neuen Fahrzeug behaupten, denn es gibt schon seit geraumer Zeit weitere Anbieter auf dem Markt.

MAN sieht sich jedoch gut positioniert, denn in diesem Jahr hat das Unternehmen eine neue Stadtbusgeneration in allen drei Antriebsarten Diesel, CNG und Elektrisch fertiggestellt. Busunternehmer, die nun MAN kaufen haben somit laut Isabel Jeschek, was Reparatur und Wartung angeht, fast identische Fahrzeuge - egal welche Antriebsart sie wählen.

Den Ingenieuren sei es gelungen, das Gewicht der neuen, zwölf Meter langen Busse um gut eine Tonne zu reduzieren. Beim Lion's City E wurden die großen Batterien-Pakete aufs Dach verbaut. Innen hat der Fahrgast nun viel mehr Platz und ein angenehmeres Fahrgefühl. Ende dieses Jahres sollen zwei der E-Busse in Hamburg ihre Runden drehen. Im kommenden Jahr sollen fünf weitere europäische Städte folgen.

Elektro kommt! Autonome LKW kommen! Der große Vorteil - so hieß es beim Innovationstag der Traton-Gruppe - sei, dass die Entwicklungskosten für die neuen Techniken von drei Marken zusammen geschultert würden. Das spart Kosten und das kann dem Kunden ja nur recht sein.

Der Artikel "Neues vom Traton Innovations-Campus" wurde in der Rubrik NFZ & FUHRPARK mit dem Keywords "Lkw, Reportage, Forschung, Bus, Elektromobilität" von "Rainer Unruh" am 4. Oktober 2019 veröffentlicht.

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