Pedelecs

Nicht zu schnell mit dem Pedelec

Fahrräder mit elektrischer Trethilfe erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Doch der TÜV Nord warnt Neulinge vor überhöhter Geschwindigkeit, denn die Unfallstatistik spricht hierbei eine eindeutige Sprache.


Fahrräder mit elektrischer Trethilfe erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Doch der TÜV Nord warnt Neulinge vor überhöhter Geschwindigkeit, denn die Unfallstatistik spricht hierbei eine eindeutige Sprache. 2018 verunglückten gut ein Viertel mehr Menschen auf Elektrofahrrädern als im Vorjahr, berichtet der Überwachungsverein. Zu den häufigsten Unfallursachen, so ergab eine Analyse des Statistischen Bundesamts für 2017, zählt eine erhöhte Geschwindigkeit.

Verleiten die E-Bikes zum schnellen Fahren? Ein Team um Psychologin Katja Schleinitz von der TU Chemnitz stattete die Fahrräder von 90 Versuchspersonen mit Sensoren und Kameras aus, darunter herkömmliche Räder, die verbreiteten Pedelecs mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern, und Speed-Pedelecs, die bis zu 45 Stundenkilometer fahren dürfen. Über vier Wochen legten sie zusammen eine Strecke von 17.000 Kilometern zurück. Die herkömmlichen Räder waren mit durchschnittlich 15 Stundenkilometern unterwegs, die langsamen Pedelecs mit 17 Stundenkilometern. Aber die Speed-Pedelecs erreichten im Schnitt schon 23 Stundenkilometer.

Entsprechend plausibel finden die Forschenden die derzeitige Regelung, nur die langsamen Pedelecs mit herkömmlichen Fahrrädern gleichzustellen und für Speed-Pedelecs einen Helm vorzuschreiben. Außerdem warnen sie davor, dass die Ähnlichkeit mit dem klassischen Fahrrad falsche Erwartungen wecken könne. Fährt das vermeintliche Fahrrad plötzlich viel schneller als vermutet, könne es unter Umständen zu Konflikten kommen, warnen die Experten.

Die Sorge bestätigte sich unter anderem in einer schwedischen Feldstudie. Eine Analyse von mehr als 5.000 Bremsmanövern zeigte, dass E-Bikes gut 70 Prozent häufiger abrupt abgestoppt wurden als herkömmliche Räder. Die Folgen beschränken sich nicht allein auf Bremsspuren, wie wiederum Statistiken aus Israel nahelegen. Dort verglich man landesweite Daten aus den Jahren 2013 bis 2017. Unter den rund 9.000 Radunfallopfern, die im Krankenhaus behandelt wurden, waren 1.300 auf einem E-Bike unterwegs gewesen. Sie erlitten mehr Kopfverletzungen, mussten häufiger operiert werden und länger im Krankenhaus bleiben.

Der Artikel "Nicht zu schnell mit dem Pedelec" wurde in der Rubrik VERKEHR mit dem Keywords "Pedelecs, Sicherheit, Verkehr, Statistik" von "Lars Wallerang" am 28. März 2019 veröffentlicht.

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