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Ford Mustang Bullitt: Der Mythos bollert

An der Cote d'Azur ist man einiges gewohnt. Dort, wo die Schönen und Superreichen ungeniert zeigen, was sie haben und dafür meist bewundernde Blicke ernten. Doch mit dem brandneuen Ford Mustang Bullitt fällt man selbst zwischen Monaco und St. Tropez aus dem Rahmen des ganz normalen Wahnsinns.


An der Cote d'Azur ist man einiges gewohnt. Dort, wo die Schönen und Superreichen ungeniert zeigen, was sie haben und dafür meist bewundernde Blicke ernten. Doch mit dem brandneuen Ford Mustang Bullitt fällt man selbst zwischen Monaco und St. Tropez aus dem Rahmen des ganz normalen Wahnsinns.

Am Steuer des 460 PS starken Sondermodells darf man sich dann ein bisschen wie Steve McQueen im gleichnamigen Film-Klassiker von 1968 fühlen. Ab sofort ist die limitierte Sonderedition des zweitürigen US-Sport-Coupé ab 52.500 Euro zu haben - ganz schön viel Sportwagen fürs Geld, und obendrein ein fahrbarer Mythos.

Schon auf den ersten Metern am Flughafen Nizza fordern uns im Vorbeirollen wartende Busgäste mit fast flehenden Handgesten auf, doch ein paar Gasstöße zu geben. Das darauffolgende Konzert aus tiefbassigen Soundsalven im trommelnden V8-Rhythmus hinterlässt die Fans mit begeisterten Blicken. So ähnlich geht es einem immer wieder, wenn man im Mustang-Sondermodell Bullitt unterwegs sein darf.

Ob ihn die Menschen immer als solchen erkennen, ist unklar. Denn außer dem legendär-grünen Farbton (früher "Highland Green", heute "Montana Green") gibt es keine allzu auffälligen Merkmale. Ein Bullitt-Logo am Heck erblickt man erst, wenn das vierrädrige Projektil bereits vorbeigeschossen ist. Und Logos am Einstieg, Lenkrad und direkt vor der Nase des Beifahrers (samt Produktionsnummer, wir fahren Bullitt Nr. 030) bleiben dem Passanten natürlich ebenso verborgen, wie grüne Farbakzente im gesamten Innenraum.

Nicht aber der betörende Sound des 5,0-Liter-V8-Motors. Der ist immer präsent und durchdringend im besten Sinne - selbst, wenn man die zivilste von vier möglichen Abstufungen gewählt hat. Je nach Drehzahl und Lastzustand klingt der Mustang-Bullitt-V8 sonor und bassig, im Extremfall laut brüllend.

Doch immer brüllt der Mustang Bullitt aus der vierflutigen Auspuffanlage, ohne ein Schreihals zu sein. Eben cool. Ganz wie der "King of Cool" Steve McQueen, der als Frank Bullitt 1968 einem Mustang Fastback GT390 zu Ruhm und Ehre verholfen hat. Die je nach Betrachtungsweise knapp sieben bis elf Minuten lange Verfolgungsjagd zwischen Bullitts Mustang und einem von Bösewichtern gesteuerten Dodge Charger hat Maßstäbe gesetzt und Filmgeschichte geschrieben: Verfolgungsjagden waren nie zuvor so spektakulär gewesen.

Neue Standards wird der Ford Mustang Bullitt 2019 nicht gerade setzen, das wäre zuviel verlangt. Aber er wird einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dazu trägt die sehr gute Fahrdynamik des aktuellen Mustang bei. Hinzu kommt beim Bullitt optional (und absolut empfehlenswert) das Hochleistungs-Fahrwerk "MagneRide", das blitzschnell das Dämpfungsverhalten dem aktuellen Fahrzustand anpasst.

Das hätte Lieutenant Frank Bullitt bei den Fahrszenen durch die steilen und immer wieder von harten Kuppen unterbrochenen Straßen von San Francisco gut gebrauchen können. Auch auf den kurvigen und bergigen Landstraßen Südfrankreichs ist man froh um den zusätzlichen Schuss Fahrdynamik, der perfekt zum betörenden Motorsound und der beeindruckenden Außen- und Innenoptik des Sondermodells passt.

Die Leistung ist übrigens für die Sonderedition um 10 PS gestiegen, das Drehmoment blieb mit 529 Newtonmeter unverändert. Besonders gelungen wirkt der Bullitt 2019 im Falle des Schaltknaufs: Der Mustang Bullitt ist ausschließlich als Handschalter erhältlich, und stets werden über einen Knauf im Stile einer weißen Billardkugel die Gänge gewechselt - exakt wie 1968 im Filmauto. Und beim Herunterschalten setzt sich der Mustang Bullitt mit automatischen Zwischengas-Stößen in Szene - ein Feature, das die imposante Soundkulisse des V8-Boliden zusätzlich unterstreicht.

Dennoch muss sich Ford drei Kritikpunkte gefallen lassen: Erstens ist es nicht ganz nachvollziehbar, warum es den Ford Mustang Bullitt wahlweise auch in "Iridium-Schwarz" gibt. Denn: Wer unbedingt einen schwarzen Mustang möchte, könnte ja auch zu einem GT greifen. Dann fragt sich, warum die äußerst wirksamen Brembo-Bremszangen in Rot lackiert sind, denn dies weicht auffällig vom Bullitt-Original ab, während sich Ford bei vielen anderen Details sehrwohl daran orientiert hat. Und schließlich ist der Begriff "limitiert" nicht konsequent zu Ende geführt, denn momentan ist weder ein zeitliches noch ein Stückzahl-Limit bekannt. Klar ist lediglich, dass nach dem aktuellen Modelljahrgang auch der Mustang Bullitt auslaufen wird, wo immer die Stückzahl dann liegen mag.

Dennoch: Wer einen der Bullitts ergattert, die den deutschen "Ford Stores" zugeteilt wurden, darf sich glücklich schätzen. Optik und vor allem Fahrdynamik und ganz besonders Motorsound machen regelrecht süchtig. Und wirken äußerst kommunikativ, denn wer an der Cote d'Azur ein absoluter Eyecatcher ist, wird überall staunende Blicke auf sich ziehen.

Ralf Schütze / mid

Technische Daten Ford Mustang Bullitt:
Viersitziges Sport-Coupé, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,79/1,92 (o.Spiegel)/1,39/2,72, Leergewicht: 1.818 kg, zul. Gesamtgewicht: 2.105 kg, max. Zuladung: 287 kg, Kofferraumvolumen: 408 l, Tankinhalt: 61 l, Preis: 52.500 Euro.

Motor: 5,0-Liter-V8-Benziner, Hubraum: 5.038 ccm, Leistung: 338 kW/460 PS, max. Drehmoment: 529 Nm bei 4.600/min.

Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 4,6 s, Höchstgeschwindigkeit: 263 km/h, Normverbrauch: 12,4 l auf 100 km, CO2-Ausstoß: 277 g/km, Sechsgang-Handschaltung, Heckantrieb.

Der Artikel "Ford Mustang Bullitt: Der Mythos bollert" wurde in der Rubrik NEWS mit dem Keywords "Sportwagen, Auto, Facelift, Sondermodell, Fahrbericht, Luxus" von "Ralf Schütze" am 19. Oktober 2018 veröffentlicht.

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