Verkehrspolitik

Nachwuchssorgen: Lkw-Branche schlägt Alarm

Der Beruf des Lkw-Fahrers ist kein leichter. Ständig auf Achse, lange Zeit von der Familie getrennt, kraftraubend und nicht sonderlich gut bezahlt. Kein Wunder, dass die Branche Nachwuchssorgen hat. Grund genug für den ADAC Mittelrhein und TÜV Rheinland, sich dieser Thematik zu widmen.


Der Beruf des Lkw-Fahrers ist kein leichter. Ständig auf Achse, lange Zeit von der Familie getrennt, kraftraubend und nicht sonderlich gut bezahlt: So sieht der Alltag der professionellen Kraftfahrer aus. Und dann kommt auch noch die Sache mit dem Image dazu. Immer wenn ein Brummi in einen schweren Unfall verwickelt ist, sind die Schlagzeilen groß, und die Lkw-Fahrer haben in der öffentlichen Wahrnehmung zumeist den Schwarzen Peter - oft aber auch zu Unrecht.

Grund genug für den ADAC Mittelrhein und TÜV Rheinland, sich dieser Thematik zu widmen. Und wo ginge das besser als beim gemeinsamen "TruckSymposium, das sich inzwischen seit 13 Jahren als feste Größe im Rahmen des ADAC Truck-Grand-Prix am Nürburgring etabliert hat? Es geht darum, den Beruf des Kraftfahrers attraktiver zu machen - auch für Frauen. Und da seien zusätzliche Sozialleistungen gefordert, um der schwachen Nachwuchslage entschlossen entgegenzutreten, betonen beide Partner.

Das Problem des chronischen Fahrermangels ist in der Branche längst erkannt. "Die Wirtschaft verlangt einerseits nach immer mehr Transportleistung. Dem gegenüber stehen andererseits ein überalterter Arbeitsmarkt an Kraftfahrern und die schwache Nachwuchslage", sagt Dr. Klaus Manns, Vorsitzender ADAC Mittelrhein.

Auf jährlich 50.000 neue Rentner kommen laut Statistik lediglich 10.000 Berufsanfänger. Deshalb schlagen die Experten Alarm. "Geht es so weiter, dann gefährdet der Fahrermangel unsere Wirtschaft und stellt sogar unsere Versorgungssicherheit in Frage", sagt Dr. Klaus Manns. Kraftfahrer sind in der Tat zu einem knappen Gut geworden. Zeitgemäße, individualisierte Arbeitsmodelle könnten ein notwendiger Schritt in die richtige Richtung sein.

Doch wo muss man den Hebel ansetzen? Der Job des Lkw-Chauffeurs müsse nach Ansicht von Dr. Klaus Manns viel mehr im Einklang mit den Familien- und Freizeitinteressen des Einzelnen stehen als bisher. Es sollten außerdem zusätzliche Sozialleistungen und eine arbeitnehmerfreundliche Arbeitsorganisation auf den Weg gebracht werden, damit der Beruf des Kraftfahrers in Teilbereichen für Frauen attraktiver wird.

Nicht zu vergessen: Auch für das Leben unterwegs muss das Umfeld für den Kraftfahrer optimiert werden. In diesem Punkt ist vor allem die Politik gefordert, heißt es. "Es braucht mehr und sichere Stellplätze und mehr Sozialangebote für die Kraftfahrer vor Ort, damit die Zeiten des stressigen Parkplatzsuchens und unwürdigen Schlafens in naher Zukunft vorbei sind", betont Dr. Klaus Manns.

Ein weiterer Grund für den Fahrermangel ist wohl auch das Image des Kraftfahrers, das sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich verschlechtert hat. In diesem Punkt sind sich alle einig. "Der einst angesehene Beruf des Kraftfahrers, der in der gesellschaftlichen Wahrnehmung auf einer Stufe mit anderen Handwerkerberufen stand, wurde ausgehöhlt", meint Prof. Dr. Jürgen Brauckmann vom TÜV Rheinland.

Der Einsatz preiswerter Fahrer nach der EU-Erweiterung aus östlichen und südöstlichen Ländern im mitteleuropäischen Transportgewerbe hat nach Einschätzung des Experten langfristig negative Folgen. "Zwar konnte die Branche so internationaler Konkurrenz und sinkenden Transportpreisen zeitweilig entgegenwirken, aber sie machte aus dem arbeitsintensiven Beruf des Kraftfahrers einen Niedriglohnjob, für den sich hierzulande immer weniger Menschen interessieren", erläutert Prof. Brauckmann. Ohne ein angemessenes Gehalt werde es nicht besser.

Ralf Loweg / mid

Der Artikel "Nachwuchssorgen: Lkw-Branche schlägt Alarm" wurde in der Rubrik NFZ & FUHRPARK mit dem Keywords "Lkw, Verkehrspolitik, Politik, Wirtschaft" von "Ralf Loweg" am 29. Juni 2018 veröffentlicht.

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