Reise

ADAC-Test: Viele Busbahnhöfe mangelhaft

Was haben Elektroautos und Fernbusse gemeinsam? Sie sind vom Umweltaspekt her sinnvolle Verkehrsträger, theoretisch sind sie bereit, eine gewichtige Rolle zu spielen, aber es hapert bei der Infrastruktur. Aktueller Beleg für Defizite bei dieser ist der ADAC-Test zu Fernbus-Bahnhöfen. Das Urteil des Autoclubs: wenig kundenfreundlich, nicht barrierefrei und teils weit ab vom Schuss.


Was haben Elektroautos und Fernbusse gemeinsam? Sie sind vom Umweltaspekt her sinnvolle Verkehrsträger, theoretisch sind sie bereit, eine gewichtige Rolle zu spielen, aber es hapert bei der Infrastruktur. Aktueller Beleg für Defizite bei dieser ist der ADAC-Test zu Fernbus-Bahnhöfen. Das Urteil des Autoclubs: wenig kundenfreundlich, nicht barrierefrei und teils weit ab vom Schuss. Und neu geschaffene Bahnhöfe schneiden besser ab als umfunktionierte.

Zehn hoch frequentierte deutsche Fernbus-Bahnhöfe haben sich die Tester vorgenommen. Nur viermal lautet das Urteil "gut". Drei Bahnhöfe erhalten ein "ausreichend", ein Bahnhof bekommt ein "mangelhaft" und zwei sind gar "sehr mangelhaft". Die Tester prüften 60 unterschiedliche Merkmale und Kriterien in den Kategorien Ausstattung, Zugänglichkeit, Sicherheit, Information und Komfort.

"Der Fernbusmarkt hat sich in den letzten Jahren schneller entwickelt als die zugehörige Infrastruktur. Das heißt, den idealen Busbahnhof gibt es bislang noch nicht. Die Angebote der Städte bilden derzeit nicht die Mobilitätsbedürfnisse und Wünsche der Fahrgäste ab. Hier sollte dringend nachgebessert werden", sagt Alexander Möller, Geschäftsführer Verbraucherschutz des ADAC.

Testsieger ist der mit "gut" bewertete Zentrale Omnibus-Bahnhof (ZOB) Stuttgart, obwohl das "zentral" in diesem Fall eigentlich irreführend ist. Denn die Haltestellen sind am Flughafen, "außerhalb des Stadtzentrums und damit fernab von den Hauptzielpunkten des Fernbusses", bemängeln die Prüfer. Und dennoch: Er ist komplett überdacht - lässt also die Reisenden nicht im Regen stehen -, versorgt die Fahrgäste online oder am Bussteig mit aktuellen Infos in mehreren Sprachen und bietet Einkaufsmöglichkeiten, Wasch-, Dusch- und Baby-Wickelplätze sowie ausreichend Parkplätze und ein durchgehendes Leitsystem für Sehbehinderte.

Ebenfalls die Note "gut" erhalten die ZOBs in Hamburg, Hannover und München, die ebenso wie Stuttgart an den Haltestellen Displays aufgestellt haben, aktuelle Durchsagen aber sind die Ausnahme. Insgesamt ist das Informationsangebot äußerst mau. "Ausreichend" schneiden Mannheim, Berlin Südkreuz und Rostock ab. Der ZOB Dortmund wird mit "mangelhaft" bewertet, die in Bremen und Göttingen sogar mit "sehr mangelhaft". Bei beiden Einrichtungen fehlende elektronische Anzeigen mit aktuellen Informationen, wettergeschützte Bussteige und Serviceeinrichtungen.

Doch viele Bussteige sind nicht überdacht. Nur in Hamburg, Mannheim und Stuttgart sind Fahrgäste vor Niederschlägen durchgehend geschützt. Auch automatische Türen oder ein Leitsystem für Sehbehinderte sind selten. "Lediglich Stuttgart und Hannover gehen hier mit gutem Beispiel voran", urteilt der ADAC. Oftmals sind die Bussteige zu schmal für den Ein- und Ausstieg von Rollstuhlfahrern.

Fazit über den Tellerrand dieses Tests hinaus: Es bleibt noch viel zu tun, wenn Fernbusse im großen Stil dazu beitragen sollen, den - nennen wir es beim Namen - Verkehrsinfarkt in Deutschland abzuwenden. Pendler rund um Köln oder Stuttgart und an vielen anderen Orten können ein Lied davon singen. Es sind zu viele Autos auf den Straßen, als dass das Verkehrssystem so dauerhaft funktionieren kann, Brücken bröckeln, Fahrbahnen platzen auf. Oder kurz: Der Individualverkehr stößt an seine Grenzen. Daher müssen nutzerfreundliche Alternativen her - und zwar zügig.

Der Artikel "ADAC-Test: Viele Busbahnhöfe mangelhaft" wurde in der Rubrik VERKEHR mit dem Keywords "Reise, Fernbus, Test, Verkehr" von "Thomas Schneider" am 25. Januar 2017 veröffentlicht.

Weitere Meldungen

Anzeige

Videos