Mercedes Sprinter 6x6 - Gräben überwinden

Der Sprinter 6x6 dürfte zu den exotischsten Fahrzeugen auf deutschen Straßen gehören. Er stellt eine bizarre Mischung aus Nutzfahrzeug und Männerspielzeug dar. Wir waren mit dem sonderbaren Gefährt in der Kiesgrube unterwegs.

Auch wenn er den Spieltrieb vieler Männer wecken dürfte, die immer schon gerne mal ein Baustellenfahrzeug wie Bagger oder Raupe bewegen würden: Der Mercedes Sprinter 6x6 ist ein Nutzfahrzeug. Eines, dem die Firma Oberaigner Automotive, eine besondere Note verpasst. Die Techniker aus Österreich sorgen bereits dafür, dass der konventionelle Sprinter, auf Wunsch als 4x4 anrollt. Doch dieses besondere Exemplar fällt dann doch aus der Reihe. Der Siebentonner verfügt zwar nicht über Zwillingsbereifung, dafür jedoch über drei Achsen, deren sechs Räder allesamt mit Moment versorgt werden können. So fräst sich dieses ausgefallene Ungetüm wie eine Raupe selbst durch die matschigsten Gebiete, die man auf dem Planeten vorfinden kann.

Wir haben selbst die Probe aufs Exempel gemacht. Zwar nicht auf freier Wildbahn, doch auf einem künstlich angelegten Areal, wo sich tiefer Morast mit lockerem Sand abwechselt. Hier wäre es zu Fuß schon reichlich ungemütlich geworden, hohe Gummistiefel hätten Not getan. Der 6x6 meistert die Passage, aber muss schon ordentlich ranklotzen. Dank fünfstufiger Wandlerautomatik ist die Kraft fein zu dosieren, man muss also nicht mit der Kupplung hantieren.

Je tiefer die Furchen werden, desto mehr muss sich der Dreiliter anstrengen und geht zeitweise ganz schön in den Drehzahlkeller. Im Sand ringt er um Traktion, aber dank Differenzialsperre und den sechs angetriebenen Rädern kämpft er sich tapfer durch. Die Marken-Experten von Mercedes und Oberaigner haben natürlich an alles gedacht und auch eine anspruchsvolle Verschränkungssituation aufgebaut, um zu zeigen, wie wirkungsvoll das Differenzial arbeitet. Einzelne, in der Luft hängende Räder können den Transport-Kraxler jedenfalls nicht aus dem Konzept bringen - stoisch stampft er über die versetzt angeordneten Hügel.

Im Cockpit wirkt der 6x6 ziemlich gewöhnlich und ist einfach nur ein Sprinter mit den üblichen Armaturen und Sitzen. Beim Testwagen handelt es sich um eine Pritsche, aber die Kunden können das Gefährt in sämtlichen Aufbau-Varianten ordern, so dass kein Wunsch auf der Strecke bleibt. Alleine beim Triebwerk ist man festgelegt - Oberaigner bietet seinen Profi-Kletterer ausschließlich mit dem V6 in der 140 kW/190 PS-Leistungsstufe an. Das macht den Antriebsstrang geschmeidig, wenn man auf Asphalt unterwegs ist, um den nächsten Einsatzort zu erreichen.

Häufig wird man den 6x6 hierzulande wohl nicht zu Gesicht bekommen, Oberaigner-Marketingchef Thomas Wendschuh plant mit jährlich 150 Fahrzeugen hierzulande. Interessant ist dieser Sprinter vor allem für den Feuerwehr-Einsatz, Forst- oder Tagebaubetriebe. Doch auch Wohnmobil-Interessenten hätten bereits angefragt, so Oberaigner. Darüber hinaus bringt der 6x6 die richtigen Voraussetzungen für ein Expeditionsfahrzeug mit. Schon ab rund 60.000 Euro starten die Preise - fast ein Schnäppchen. Mit ein bisschen Individualprogramm ist jedoch auch ein sechsstelliger Kurs locker zu erreichen. Dann passt auch die Kaufsumme zur Exklusivität des Fahrzeugs.

Der Artikel "Mercedes Sprinter 6x6 - Gräben überwinden" wurde in der Rubrik NFZ & FUHRPARK mit dem Keywords "Mercedes Sprinter 6x6" von "Patrick Broich/SP-X" am 19. November 2015 veröffentlicht.

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